Villa rustica (Lauffen)
Die Villa rustica bei Lauffen am Neckar war ein römischer Gutshof, der in seiner letzten Ausbauphase vier Gebäude auf einer Fläche von 94 × 90 m umfasste. Die ältesten Bauwerke werden auf das Jahr 150 n. Chr. geschätzt. Höchstwahrscheinlich wurde die Villa um 260 n. Chr. im Zuge des Limesfalls aufgegeben. Die ausgeklügelte Wasserversorgung wurde von einer heute noch aktiven, 100 Meter oberhalb gelegenen Quelle gespeist.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Überreste des Hofes befinden sich auf der Gemarkung Brunnenäcker. Sie sind über die Straße von Ilsfeld nach Lauffen erreichbar; ein ausgeschilderter Parkplatz befindet sich in etwa 300 m Entfernung oberhalb der Anlage. Vom Lauffener Ortskern ist die Villa rustica etwa 2 km entfernt; der Weg durch die Weinberge ist für den allgemeinen Fahrzeugverkehr nicht zugelassen.
Die Villa rustica befand sich auf einer Felsterrasse über dem Neckarufer, die heute von Weinbergen und Obstanlagen umgeben ist und nach wie vor einen Ausblick ins Neckartal gestattet.
Anlage
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Rekonstruktion der Anlage
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Das ältere Wohngebäude
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Der Vorratskeller des älteren Wohngebäudes
Das ältere Wohngebäude wurde unmittelbar am Rand dieser Terrasse errichtet. Es enthielt einen in den Felsen gehauenen Vorratskeller und einen beheizbaren Wohnraum, genügte aber offenbar den Ansprüchen seiner Bewohner schließlich nicht mehr, sodass weiter oben am Hang ein weiteres Wohngebäude erstellt wurde.
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Das jüngere Wohngebäude
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Bad des jüngeren Wohngebäudes
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Abflusssystem des jüngeren Wohngebäudes
Dieses jüngere Wohngebäude bot u. a. eine große Wohnhalle, die quer zum Hang lag, sowie auf der Bergseite eine Badeanlage, deren Überreste gut erhalten sind. Das Hypokaustum, das auch das Warmbad versorgte, ist ebenso noch zu erkennen wie die Überreste einer gemauerten und rot verputzten Badewanne und das System der Abflusskanäle, über das Abwässer aus Toilette, Warm- und Kaltbad entsorgt wurden.
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Eines der Wirtschaftsgebäude
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Blick ins Tal
Die beiden übrigen Gebäudereste dürften zu Wirtschaftszwecken gedient haben; möglicherweise enthielt eines davon eine Kelter. Dass schon in der Antike an dieser Stelle Weinbau betrieben wurde, ist sehr wahrscheinlich. Auf dem Gelände der Villa rustica wurde eine falx arborea, ein antikes Baum- und Rebmesser, gefunden. Urkundlich belegt ist Weinbau für diese Gegend jedoch erst seit dem 8. Jahrhundert.
Die Überreste des Gutshofes wurden 1978 anlässlich der Rebflurbereinigung entdeckt, von Dieter Planck ausgegraben und konserviert. Ein Modell der Anlage, Übersichtstafeln und eine Schutzhütte für Besucher stehen zur Verfügung. Das Gelände ist frei zugänglich, jedoch weder mit sanitären Anlagen versehen noch barrierefrei. Funde, die während der Ausgrabung ans Licht kamen, befinden sich heute im Museum der Stadt Lauffen am Neckar.[1]
Denkmalschutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bodendenkmal „Villa Rustica (Lauffen)“ ist geschützt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dieter Planck: Lauffen am Neckar. Römischer Gutshof. In: Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart, 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 175–178.
- Dieter Planck: Das römische Landgut bei Lauffen. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, Heft 1/1979, Stuttgart 1979, ISSN 0342-0027, S. 27–35. (PDF; 8,8 MB)
- Dieter Planck: Die Römer im Neckartal. In: Stadt Lauffen am Neckar (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Lauffen a.N. Heimatbuch anlässlich des Stadtfestes 1984. Stadt Lauffen, 1984, S. 45ff.
- Tamara Spitzing: Die Villa rustica von Lauffen a.N. In: Stadt Lauffen am Neckar (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Lauffen a.N. Heimatbuch anlässlich des Stadtfestes 1984. Stadt Lauffen, 1984, S. 62ff.
- Tamara Spitzing: Die römische Villa von Lauffen a.N. (Kr. Heilbronn). Theiss, Stuttgart 1988, ISBN 3-8062-0730-5, (Materialhefte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg, Heft 12, zugleich Dissertation an der Universität Freiburg).
- Jörg Biel: Archäologische Fundstellen im Rebflurbereinigungsgebiet von Lauffen am Neckar. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, Heft 3/1980, Stuttgart 1980, S. 81–85. (PDF; 869 KB)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rekonstruktionszeichnung auf der Webpräsenz des Limesmuseums Aalen
- Villa rustica Lauffen am Neckar auf der Webseite der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Museum im Klosterhof ( des vom 7. Januar 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der offiziellen Webpräsenz der Stadt Lauffen
Koordinaten: 49° 4′ 0″ N, 9° 10′ 40″ O